Auf Bestreben des Weltvolleyballband-Verbandes (FIVB) sind weltweit für alle Akteure, die im Ausland spielen, spezielle Transfer-Dokumente nötig. Diese Regeländerung war dem FC 09, der gleich mehrere äusländische Spieler in seinen Reihen hat, aber unbekannt. ?Wir haben davon nichts gehört. Und auch der Niedersächsische Volleyballverband hat uns nicht informiert und uns die Spielerpässe ohne Beanstandung oder Vermerk ausgestellt?, berichtet 09-Manager Diedrich Lammering.

Brisant wurde das Ganze erst durch den VfL Lintorf. Der Konkurrent des FC 09 legte beim Gastspiel, das die Schüttorfer mit 3:2 für sich entschieden, Protest gegen die Spielwertung ein. ?Deren Argument war damals, dass Lintorf für seine drei Polen auch an den Verband gezahlt habe?, so Lammering. Weil die Schüttorfer die fehlenden Dokumente für ihre Ausländer rechtzeitig zur neuen Verbandsfrist (31. Januar) nachlieferten, lehnte der NVV den Lintorfer Protest ab. Der Ligakonkurrent mit seinem Manager Thorsten Truschkowski lässt aber nicht locker. Vor dem Spruchkammer Nord geht der VfL mit einem Anwalt gegen die Entscheidung vor. ?Wir müssen sehen, wie sich das entwickelt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass angesichts der Fakten gegen uns entschieden wird?, meint Lammering. Im schlechtesten Fall ist es aber möglich, dass dem FC 09 sämtliche bisher erspielten Punkte abgezogen werden.

Vecheldes Trainer Janusz Tomaszewski hatte seine Mannschaft gut auf die Partie eingestellt. Er hatte seine Lehren aus der Hinspielniederlage gezogen, aber auch seine Erkenntnisse aus dem 3:1-Sieg beim Testspiel gegen Aligse zu Beginn des Jahres in die Spieltaktik einfließen lassen. So machte der MTV gleich Druck und setzte vor allem in der Annahme Akzente. Auch die langen Ballwechsel im Laufe der Partie entschied Vechelde zumeist für sich und zog daraus einen, wenn auch kleinen, psychologischen Vorteil. Ab dem 7:5 im ersten Satz setzte sich der MTV dann ab und baute den Vorsprung kontinuierlich aus.

Der zweite Durchgang blieb durchgehend spannend. Nach einer frühen 6:1-Führung glichen die Gäste beim 9:9 wieder aus und gingen selber in Führung. Von diesem Zeitpunkt an entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, die am Ende in mehreren Satzbällen auf beiden Seiten gipfelte. Am Ende setzten sich die Gastgeber knapp durch.

Nach der 2:0-Satzführung ging im dritten Spielabschnitt ein wenig die Konzentration verloren. Aligse konterte mit gutem Aufschlagspiel und stellte den MTV in der Annahme vor einige Probleme. Zwar kam Vechelde beim 16:16 noch einmal zum Ausgleich, aber in der Folge zogen die Gäste wieder davon.

Aligse nahm den Schwung mit und startete furios in den vierten Spielabschnitt. Früh führten die Gäste mit 7:2. Vechelde gab nicht auf und kam durch Angriffe von Ingo Frassek und einige gelungene Blockpunkte von Alex Brem wieder heran und ging später in Führung.

Eine Schrecksekunde gab es beim Stand von 19:19, als Brem umknickte und mit Verdacht auf Bänderriss nicht weiterspielen konnte. "Die Mannschaft hat aber Klasse gezeigt und sich nicht vom Weg abbringen lassen", zollte Tomaszewski seinem Team Respekt. So gewann Vechelde am Ende durch drei Blockpunkte von Einwechselspieler David Gaab die Partie und qualifizierte sich damit direkt für die neue dritte Liga.

Wieder ein Spieler weniger im Kader für den Vechelder Trainer, der in den zurückliegenden Monaten immer wieder Ausfälle zu beklagen hatte. Auch am Sonnabend fehlten der Langzeitverletzte Jonas Wacker und Kjell Gutzke. Andere wie Björn Koepke gingen stark geschwächt in die Partie. Koepke plagen seit Tagen Rückenschmerzen, aber er wollte gegen Aligse dabei sein. Schließlich wollten die Vechelder sich für die unglückliche 1:3-Hinspiel-Niederlage revanchieren.
200 Zuschauer verfolgten den Schlagabtausch zwischen den beiden Teams, die sich aus zahlreichen Freundschafts- und Trainingsspielen sehr gut kennen. Vechelde erwischte den besseren Start, war im ersten Satz die dominierende Mannschaft. In der Feldabwehr leistete Sebastian Melzer Schwerstarbeit, im Angriff war Ingo Frassek überragend. Er wurde immer wieder von seinem Zuspieler Jan Reichelt gesucht. Frassek nutzte seine Chancen. Und das war nicht einfach. Denn: Alligse hat eine erstklassige Feldabwehr hingestellt, analysierte Tomaszewski. Doch sein Team hatte wieder einmal Vorteile im Block. Dank einer guten Blockabwehr holten die Gastgeber im vierten Satz einen 3:8-Rückstand auf.
Nach der Verletzung von Alexander Brem kam David Gaab auf das Feld und blockte dreimal entscheidend und brachte sein Team auf Siegkurs.

Gemischte Gefühle hat MTV-Trainer Janusz Tomaszewski, wenn er an die 1:3-Niederlage im Hinspiel denkt: "350 lautstarke Fans in der Halle und einige komische Entscheidungen des Schiedsgerichts haben uns aus dem Tritt gebracht. Aber im vierten Satz standen wir beim Stand von 20:15 für uns kurz vor dem Erreichen des Tiebreaks und haben da auch eine gute Leistung geboten."

Aligse kann dabei getrost als Überraschungsmannschaft der Saison bezeichnet werden. Nach ihrem Aufstieg stürmten sie mit zwölf Siegen in 14 Spielen auf den zweiten Tabellenplatz und qualifizierten sich durch ihren Sieg am vergangenen Wochenende gegen Göttingen schon vorzeitig für die dritte Liga.

Vechelde hat in Richtung Qualifikation am Wochenende mit dem Sieg im Derby beim MTV Salzdahlum einen großen Schritt gemacht, hat nun sechs Punkte Vorsprung auf die Verfolger und braucht aus vier Spielen nur noch einen Sieg. Am besten natürlich nun gegen Aligse. "Das Spiel in Salzdahlum war vor allem kämpferisch sehr gut von uns. Wir sind das erste Mal in dieser Saison nach einem 1:2-Rückstand im Spiel zurückgekommen und haben noch gesiegt. Aber gegen Aligse müssen wir jetzt noch eine Schippe drauflegen", so Tomaszewski.

Dabei hat der MTV allerdings auch einige Ausfälle zu beklagen. Fehlen werden Jonas Wacker, Kjell Gutzke (beide verletzt) und der zweite Zuspieler Marcel Beaufils (privat verhindert). Ein Fragezeichen steht hinter dem Einsatz von Torben Mohwinkel, der zwei Wochen nicht trainieren konnte. "Ich sehe trotzdem positiv nach vorne. Die Ausfälle hatten wir schon gegen Salzdahlum und haben gewonnen", zeigt sich Tomaszewski optimistisch.

Und der Trainer hat noch einen besonderen Wunsch an die Zuschauer und Fans des MTV. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass aus Aligse einige Fans mitkommen und es wäre für das Team wichtig, dass unsere Zuschauer zahlreich kommen."

Er hofft, dass seine Mannschaft die gewohnte Heimstärke ausspielen kann. Im bisherigen Saisonverlauf konnte nur der VfL Lintorf in Vechelde zwei Punkte mitnehmen. Alle anderen Begegnungen wurden mehr oder weniger deutlich gewonnen. ?Auf diese Begegnung sind meine Jungs besonders heiß?, sagt der Vechelder Trainer. Die 1:3-Hinspiel-Niederlage ärgere seine Spieler noch immer, zumal unglückliche Schiedsrichter-Entscheidungen Einfluss auf das Ergebnis hatten. Der Auswärtserfolg mit ersatzgeschwächter Riege in Salzdahlum hat zusätzlich für Selbstvertrauen gesorgt. Selbstvertrauen werden die Vechelder brauchen, denn beide Teams kennen sich seit Jahren, haben öfter Trainingsspiele gegeneinander gemacht. Häufig haben die Vechelder die Oberhand behalten. ?Wir wünschen uns, dass möglichst viele Zuschauer uns unterstützen. Diese Hilfe werden wir brauchen?, sagt Tomaszewski. Er rechnet damit, dass die Gäste mit einem großen Anhang anreisen werden. Weiterhin verzichten muss er auf den verletzten Jonas Wacker. Fraglich ist der Einsatz von Kjell Gutzke und Torben Mohwinkel. ?Es wäre schön, wenn einer von beiden zur Verfügung stehen würde. Dann hätte ich eine Alternative mehr?, sagt Tomaszewski.

Zwar folgte mit dem 11:11 ein erneuter Ausgleich, doch die Gastgeber fanden immer besser ins Spiel und setzten sich ab. Die Gäste dagegen konnten den Rückstand nicht mehr aufholen und unterlagen im zweiten Satz mit 25:16.

Dafür übernahm der MTV Vechelde im dritten Satz wieder die Führung. Es wurde ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit häufigem Führungswechsel. Nach dem Ausgleich zum 24:24, beförderte Vechelde zwei Bälle ins Aus und der Satz ging erneut an den Gastgeber.

Auch der erste Punkt im vierten Satz ging an die Salzdahlumer, die bis zum 5:5 führten. Doch die Gäste legten den Hebel um und bauten ihren Vorsprung bis zum 16:19 aus. Zum Nachteil der Vechelder ging dann der Ball mehrfach ins Netz oder ins Aus und die Hausherren holten auf. Danach waren die Punkte recht ausgeglichen. Zum Ende des Satzes schenkten sich die beiden Mannschaften nichts, so dass die Vechelder diesen Satz erst mit 29:31 für sich entschieden.

Im fünften Satz führte Vechelde von Beginn an. Die Salzdahlumer waren keine Gefahr mehr, holten nicht auf und Vechelde gewann verdient mit 15:10. "Das war ein typisches Derby mit vielen Emotionen", berichtet Trainer Janusz Tomaszewski und fügt hinzu, dass seine Mannschaft mit Salzdahlum einen starken Gegner hatte.

Zurzeit haben die Vechelder mit personellen Schwierigkeiten zu kämpfen. So stand mit Jan Reichelt nur ein einziger Zuspieler zur Verfügung. "Er hat super gespielt und sich hundertprozentig an meine Anweisungen gehalten", so Tomaszewski. Auch Ingo Frassek und Alexander Brem erhielten lobende Worte: Sie waren die besten Spieler.

Hervorzuheben sei nach Aussage von Kapitän Jan Reichelt auch die Einstellung der Mannschaft. "Wir standen noch nie so gut in der Abwehr, allerdings hat uns ab und zu die Durchschlagskraft gefehlt." Dennoch bleibt Reichelt bescheiden: "Es hätte auch anders ausgehen können. Am Ende haben wir ein bisschen mehr Glück gehabt".

Nach Spielende wurde nicht nur über die Leistung der Aktiven diskutiert, sondern auch über jene der Schiedsrichter. Beide Seiten waren sich einig, dass die Referees teilweise überfordert waren. Laut Aussage einiger Spieler sei das aber ein grundsätzliches Problem in dieser Liga und betreffe nicht nur dieses Spiel.